Wachis – Gerd Simon

Wachis - Gerd Simon (von dadarisch)* 28.04.1938, Hannover
† 01.06.2013, Ingelheim

Unter sehr großer Anteilnahme seiner Familie, seiner Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen wurde Wachis am Freitag, 7. Juni nach einem würdigen Trauergottesdienst auf dem Südfriedhof in Ingelheim beigesetzt. Viele Freischarlerinnen und Freischarler aus Ingelheim und weit darüber hinaus gaben Wachis das letzte Geleit und sangen unter Hexes Stimmführung an seinem Grab Lieder, die er selbst gerne vorgetragen hat.

Wachis erlebte seine ersten Jahre in Hannover, bis die Familie 1942 wegen des zunehmenden Bombenkrieges nach Markoldendorf am Solling evakuiert wurde.

Ab 1948 wohnte er mit seinen Eltern und den beiden Brüdern in Braunschweig. Dort besuchte er die achtjährige Volksschule, absolvierte eine Ausbildung zum Maschinenschlosser und übte diesen Beruf bis 1966 aus.

Von 1967 bis 1970 studierte Wachis an der Höheren Fachschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik in Braunschweig und war dann von 1971 bis 1973 als beamteter Sozialinspektor im Bezirksamt Berlin-Reinickendorf tätig.

„… Ach, diese letzten Tage und Stunden,
Morgen ist unsre Fahrt schon vorbei.
weit ist die alte Tür aufgesprungen,
strandhell erschallt Ddr Herbstmövenschrei …“

Danach nahm Wachis noch einmal einen Berufswechsel vor und wurde Fachlehrer an den Berufsbildenden Schulen Ingelheim, absolvierte berufsbegleitend ein Studium für Sozialkunde und Germanistik an der Universität Kaiserslautern (1977–1981), legte das erste und zweite Staatsexamen ab und war an seiner Schule als Studienrat, dann Oberstudienrat tätig. 2003 wurde er mit Erreichen der Altersgrenze pensioniert. Einer von ihm gewünschten Weiterbeschäftigung bis zum 67. Lebensjahr wurde nicht entsprochen, was ihn sehr enttäuschte. Wachis hat sich auch an seinem neuen Heimatort vielfältig engagiert. An seiner Schule war er über Jahre hinweg als freigestellter Erster Personalrat aktiv, im Rahmen von Amnesty International vertrat er vielfach Asylbewerber in ihren Anerkennungsverfahren. Er fand aber auch Zeit, sich umfassend für die Deutsche Freischar einzusetzen. Über viele Jahre gründete und leitete er mehrfach Horten, führte Heimrunden durch und unternahm mit ihnen abenteuerliche Fahrten „auf vielen Straßen dieser Welt“, mit der Ingelheimer Kanuflotte aber auch auf Gewässern aller Art, nicht zuletzt auf dem heimatlichen Rhein. Zunächst aber, ab Mitte der 1950er bis Anfang der 60er Jahre leitete Wachis Horten in Braunschweig und dazu einige Zeit auch den gesamten Freischar-Bereich zwischen Harz und Lüneburger Heide. Aus dieser Zeit rührte seine intensive Beziehung zum Ernst-Buske-Ring in Bremerhaven. Auch seine Brüder Jürgen und Rolf waren damals Mitglieder unseres Bundes. Später, als er schon in Ingelheim lebte, hat Wachis zusammen mit „doc“ (Dr. Fritz Krapp) und Hans Kappel die Treffen der „MorgenlandfahrerInnen“ des Bundes organisiert und durchgeführt. Er kümmerte sich auch beständig um die Alten in der Freischar, besuchte sie an ihren Wohnorten und „haute dann immer so in die Gitarrensaiten“, wie es Ferdi Steen in Darmstadt einmal bildhaft beschrieb. Wer Wachis kannte, findet sein Wesen sehr gut in den Worten Hermann Hesses beschrieben:

Gegen die Infamitäten des Lebens sind die besten Waffen:
Tapferkeit, Eigensinn und Geduld.
Die Tapferkeit stärkt, der Eigensinn macht Spass
und die Geduld gibt Ruhe.

Wachis hat sein Leben mit Tapferkeit geführt und tapfer mit seiner erneuten Erkrankung gerungen. Noch im Februar war er an den Vorbereitungen des Treffens der MorgenlandfahrerInnen im Juni und der Hecken-Uni im Oktober dieses Jahres beteiligt, engagiert und mit lächelnder Gelassenheit. Tapfer musste er auch 1999 den frühen Tod seiner ersten Frau Bärbel bewältigen – für sich und seine Kinder Anja (Tiri) und Jan (Chico).

Wachis verfügte zweifellos über eine große Portion Eigensinn und er hatte erkennbar seinen Spaß daran. So war er aber auch in der Lage, sein Leben immer wieder neu zu justieren und es mit abenteuerlichen Unternehmungen zu bereichern. Die Hochzeitsreise mit seiner ersten Frau Bärbel führte ihn 1970 als Rucksackreisender nach Südamerika. Er berichtete in „Briefe aus Lateinamerika“ (ZEITUNG 4/71) für uns fortlaufend von den Begegnungen dort, in den Andendörfern oder den Slums von Sao Paulo, Cochabamba und anderen Städten.von dadarisch

Sehr viel später hat er diese Reise noch einmal wiederholt, begleitet von einigen Ingelheimer Freischarlerinnen und Freischarlern, darunter seine Tochter Anja (Tiri). Auch darüber haben wir Berichte erhalten (ZEITUNG 1/98).
Wachis verfügte aber auch über ein großes Maß an Gelassenheit und Ruhe. Nur so war es ihm möglich, bis zuletzt mit den sehr viel jüngeren Mädchen und Jungen in seinen Horten Fahrten und Heimabende zu unternehmen und seinem vielfältigen sozialen Engagement nachzukommen. Mit Geduld widmete er sich auch seinen Enkeln und geduldig ertrug er das Leben als Witwer, bis er vor zwei Jahren seine Lebensgefährtin Friederike in Berlin heiratete.

Von Guy de Maupassant stammt der Ausspruch: „Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.“ Wir alle wissen, dass in diesen Worten große Wahrheit liegt. Wir werden Wachis nach so vielen Jahren nun nicht mehr begegnen können und hätten ihm – schon um unserer selbst willen – ein sehr viel längeres Leben gewünscht. Aber in unseren Erinnerungen und Gesprächen können wir ihm heute und auch in Zukunft immer wieder begegnen. Wir werden ihm ein herzlich verbundenes und dankbares Angedenken bewahren.

dadarish
(Quelle: ZEITUNG 2/2013, Nachrichten)