die kohte

kohtedas zuhause der jugendbewegung in bildern

Das erste Fotobuch aus der neuen Reihe im Verlag der Jugendbewegung widmet sich dem Zuhause der Jugendbewegung. Weitere Bände zu anderen Themen werden bald folgen, und alle haben sich einer Herangehensweise verschrieben. „Bündisches Erleben ist schwer in Worten und Bildern zu fassen“, sagen die Herausgeber Helmut Vandenberg und Sebastian Ott, „ohne einem gewissen Maß an Verklärung zum Opfer zu fallen. Wie alle tiefgreifenden Erfahrungen ist es viel zu komplex, um es mal eben auf einen Nenner zu bringen. Wir wollten weder am großen Ganzen noch im Kleinklein scheitern. Also haben wir praktische Grundbegriffe des bündischen Erlebens wie Kohte, Singen oder Segeln zu Themen der Buchreihe gemacht und geschaut, ob uns das vielleicht zum Ziel führt.“

Der nun vorliegende Fotoband vereint rund 60 großformatige Fotografien. Allesamt entstammen sie der jüngeren Zeit und den Kameras verschiedenster Fotografen aus der bündischen Szene. Ergänzt und zusammengehalten werden die Bilder durch 14 meist kurze Texte, die sich der Kohte je eigenständig nähern und dabei nicht unmittelbar mit den Bildern korrespondieren. Es scheint für den Betrachter geradezu erforderlich, den von ihrem örtlichen wie zeitlichen Kontext weitgehend befreiten Fotografien und Texten auch noch seine eigenen Erlebnisse im Kopf hinzuzufügen.

Winterlich verschneite Bahnen, ein Detail von Stoff und Öse oder der vom Sturm geblähte Zeltkörper in ödweiter Landschaft – all dies ruft Assoziationen auf, die über das im Buch Ersichtliche hinausgehen. Es geht um die Kohte, aber als schönste Nebensache der Welt.

Es bleibt zu wünschen, dass der Bildband auch manchen erreicht, der nicht ohnehin über das entsprechende mentale Gepäck verfügt. Für eben diesen (gemeinhin als außenstehend bezeichneten) Betrachter wird es interessant sein, bündisches Abenteuer in seinem Zusammenspiel von durchlebter Wirklichkeit und deren Reflektion zu begreifen. Denn der neue Bildband erzählt nicht nur von einem großen Gefühl, er zeugt auch davon, dass bündisches Erleben einen ästhetischen Genuss darstellt. Einen Genuss bei der Wahl des Zeltplatzes und einen ebensolchen bei dessen medialer Reproduktion. Dieser doppelte Mehrwert verdient Beachtung – ganz egal ob man noch nie oder gerade erst unlängst unter Kohtenbahnen wohnte.

florian – der eisbrecher 3/2008

die kohte. das zuhause der jugendbewegung in bildern
Verlag der Jugendbewegung, Stuttgart
Best.-Nr. 800
88 Seiten, gebunden, 19,80 Euro
Zu bestellen unter  www.jugendbewegung.de