Am 13.12.2014 hat der Verlag der Jugendbewegung auf dem Kochshof ein bemerkenswertes Buch über eine jugendbewegte Szene im Rheinland mit Schwerpunkten im bergischen Land – der damaligen „autonomen Jungenschaft“ dj.1.11 – aus den 1950/60er Jahren präsentiert.
Vertreter der Landschaftsversammlung Rheinland, des Verlags der Jugendbewegung und des Kulturreferats Rheinisch Bergischer Kreis waren zur Präsentation geladen. Die Autorin, schna – Doris Werheid, Co-Autoren, Befragte und Freunde aus dieser Zeit und andere Interessierte waren anwesend und der Sängersaal gut gefüllt.
Der Landschaftsverband Rheinland hat das Projekt finanziell gestützt und Professor Dr. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender des (LVR) sprach ein ausführliches und sympathisches Grußwort. Auch erwähnte er die beeindruckende Wiederaufbauleistung des Kochshofs und die Bedeutung des Erhaltes solcher Kulturgüter für das Land und die Region.
Im präsentierten Buch wird eine Jugendkultur im Rheinland und Teilen des Ruhrgebiets in den 1950/60er Jahren vorgestellt, welche durch das regionale Milieu geprägt war und bisher in der Fülle der Literatur über die Geschichte der Jugendbewegung etwas zu kurz kam.
Aus mehr als 40 Fragebögen und 28 Interviews mit den damaligen Jugendlichen, aus einzelnen Artikeln, aus nie veröffentlichten Bildern und Dokumenten sind 219 Seiten voll prallen alternativen bündischen Lebens in einer von der Ära Adenauer geprägten Zeit geworden. Es wird anschaulich vermittelt, wie sich in den Gruppen der damaligen autonomen jungenschaft / dj.1.11 ein bestimmtes Lebensgefühl, Selbstwertgefühl und eine besondere Gruppenpraxis bildeten, durch die eine lebenslang wirkende Prägung der damalig Jugendlichen entwickelt werden konnte.
Elisabeth Gräfe – hagzissa – Sprecherin des Verlages der Jugendbewegung und Vertreterin der Deutschen Freischar, Bund der Wandervögel und Pfadfinder, stellte unter anderem die historischen Zusammenhänge zwischen ihrem Bund und den Wurzeln der Jungenschaft her. Der Begriff Jungenschaft stammt ursächlich schon aus der Vorkriegsfreischar und bezeichnet bis heute eine Altersgliederung innerhalb des Bundes neben Mannschaft und Jungmannschaft.
Eberhard Koebel (tusk) , der „Erfinder“ der autonomen jungenschaft dj.1.11 war als Führer der Schwäbischen Jugenschaft in der Freischar beheimatet bevor er mit dieser Schwäbischen Jungenschaft am 1.11.1929 die oben erwähnte dj. 1.11 als eigenständigen Bund gründete.
Schna – Doris Werheid und rhabs – Stefan Peil berichteten über die Entstehungsgeschichte des Buches und bedankten sich bei allen Unterstützern – angefangen von der „Redaktion der ersten Stunde“, die Adressen, Ideen und die ersten Geschichten sammelte und ordnete, fortfahrend bei allen jenen, die Auskunft gegeben haben – die „Freunde der drei Wellen“, über die Gestalterin der Lieder bis zu jenen, die für die Druckfassung sorgten. Ihr besondere Dank galt folgenden Personen: Prof. Dr. Arno Klönne, der das Projekt mit seinem Sachverstand stetig begleitet hat. Hagzissa (Verlag & Lektorat) und Till Giese (Layout und Satz) für ihre kongeniale Umsetzung der Recherche. Der Deutschen Freischar dafür, dass sie das Projekt unter ihre organisatorische Obhut genommen hat.
Freundlicherweise dankten sie auch mir, keks – Katja Werheid, für die Initialzündung zu diesem Projekt, die administrative Assistenz und die (manchmal notwendige) disziplinarische Begleitung diverser Redaktionssitzungen. Wie schon während der Präsentation erwähnt, muss ich auch hier zugeben, dass dieses Projekt aus rein egoistischen Gründen angezettelt wurde. Ich wollte ihre Geschichten und ihre Erinnerungen. Geschichten vom „Gemüse-Schnieder“, „Hühnerklonte“, „Strumpfhosen-Joe“ und „Franz dem Schönsten von Zwölfen“. Von „Pingelmaus“ und „Mantelmanni“, der Schildkröte „Tusk“ und dem Schwein unter Strom. Zusammen mit den jetzt vorliegenden Fotos, Dokumenten und Schilderungen haben wir, die „Nachgeborenen“, sehr viel mehr bekommen als das. Vielen Dank!
Im Anschluss an die Präsentation gab es für alle eine Stärkung in Form einer (von Hexe und Freunden liebevoll vorbereiteten) „Kaffeetafel to go“, sowie eine professionelle Getränkeversorgung durch Knabber und Phillip vom Zugvogel. Die Lieder an diesem Abend waren sehr alt und die Nacht doch wieder zu kurz.
Keks – Katja Werheid